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Digital Future Challenge

Digitale Innovationen als zentrale Treiber für ein (wirtschaftlich) starkes Europa

Der dritte Themenabend der der Digital Future Challenge widmete sich dem Thema „Digitale Innovationen für ein starkes Europa“. Die Teilnehmenden beleuchteten die Frage, inwieweit innovative digitale Lösungen zur wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit und Stärkung der demokratischen Prozesse innerhalb der EU beitragen können.

Die Moderatorin Christina Wolking vom Institut für Innovation und Technik (iit) läutete die Veranstaltung mit der These ein, dass der Erfolg innovativer digitaler Mobilitätstechnologien in Europa die Öffnung und Harmonisierung von Daten erfordere. Die europäische Wettbewerbsfähigkeit ist abhängig von einem fairen Zugang zu offenen Daten und Daten-Plattformen.

„Der Erfolg innovativer digitaler Mobilitätstechnologien in Europa hängt von einer Öffnung und Harmonisierung von Daten ab. Denn der faire Zugang zu Daten fördert digitale Innovationen.“

Christina Wolking

Institut für Innovation und Technik (iit)

Europa ebnet den Weg zu einer sicheren, effizienten und global wettbewerbsfähigen Mobilität

In ihrem Vortrag „Innovationslandschaft Europa – Partnerschaften für die Zukunft“ skizzierte Dr. Carolin Zachäus vom Institut für Innovation und Technik (iit), den Weg der EU zur Mobilität der Zukunft. Demnach zielt die EU-Kommission auf eine doppelte Transformation ab, die nicht nur digitale, sondern auch „grüne“ Innovationen hervorbringt. Denn beide sind für eine nachhaltige Mobilität erforderlich.

Im Rahmen eines kollaborativen Ökosystems möchte die EU zudem branchenübergreifende Partnerschaften zur Entwicklung digitaler Innovationen vorantreiben. Das erfordert ein enges Zusammenspiel der Europäischen Kommission, der Industrieunternehmen und der Wissenschaft. Fördern möchte die EU dabei insbesondere solche Innovationen, die auf Daten, Künstlicher Intelligenz und digitalen Ökosysteme basieren. Denn davon verspricht man sich eine besonders effiziente, resiliente und zugängliche Mobilität.

In ihren Digitalisierungsprogrammen wie der Digitalen Dekade 2023 und ihrer Innovationsförderung strebt die EU an, nationale und europäische Bemühungen für ein wettbewerbsfähiges, inklusives digitales Europa zu vereinen.

„Europas vielfältige Innovationslandschaft ebnet den Weg zu einer nachhaltigen und digitalen Zukunft, in der Mobilität sicher, effizient und global wettbewerbsfähig ist. Dies erfordert erhebliche Investitionen in Digitalisierung, technologische Innovation und Dekarbonisierung, um den Wandel von traditionellen Wertschöpfungsketten hin zu integrierten digitalen Ökosystem erfolgreich zu gestalten.“

Dr. Carolin Zachäus

Institut für Innovation und Technik (iit)

Der EU Data Act ermöglicht Transparenz und Innovation 

Über die Pläne der EU zur Schaffung von Rechtssicherheit bei Zugang und Nutzung von Daten referierte Matthias Niebuhr von der BDO Legal Rechtsanwaltsgesellschaft mbH. Er ist Mitglied der Expertengruppe der EU-Kommission zu Datenaustauschverträgen nach dem EU Data Act. Hier erarbeitet er zusammen mit 17 weiteren Expertinnen und Experten Musterverträge, die die Rechtsbeziehung von Dateninhabenden und Nutzenden hinsichtlich des Zugangs zu und der Nutzung von Daten EU Data Act-konform klären sollen. 

Matthias Niebuhr betont, dass der EU Data Act nicht nur den Zugang zu Daten fairer und transparenter gestalte, sondern so auch das Teilen von Daten innerhalb der EU fördere. Das wiederum stärkt Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft des digitalen Binnenmarkts. Der Data Act ermöglicht Unternehmen, öffentlichen Institutionen sowie Bürgerinnen und Bürgern, auf wertvolle Datenressourcen zuzugreifen und diese gezielt für innovative Anwendungen zu nutzen. So schafft er die Grundlage für datengestützte Entscheidungen und neue digitale Geschäftsmodelle. 

Damit dies gelingt, ist jedoch eine Datenharmonisierung erforderlich: Die Daten müssten standardisiert werden, um automatisiert auslesbar zu sein. Um die Verwertbarkeit zu gewährleisten, müssen sie zudem mit Metadaten ergänzt werden, die Aufschluss darüber geben, was die einzelnen Daten überhaupt bedeuten. Darüber hinaus ist eine Standardisierung der Schnittstellen (APIs) erforderlich.

„Mit dem EU Data Act will die EU den Datenschatz heben. Daten aus IoT-Geräten werden verfügbar und rechtssicher nutzbar. Es ist eine große Chance für Mobilitätsanbieter.“

Matthias Niebuhr

Mitglied der Expertengruppe der EU-Kommission zu Datenaustauschverträgen nach dem EU Data Act

Mobilithek: Offene Mobilitätsdaten austauschen, Innovationen ermöglichen 

Über offene Mobilitätsdaten sprach auch Dr. Roland Goetzke vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV). Er ist Spezialist für die Mobilithek des BMDV, einer Plattform, die offene Mobilitätdaten zur Verfügung stellt. Zu diesen Daten zählen beispielsweise vielfältigste Fahrzeugdaten, aber auch Informationen über Ampeln, Parkplatzauslastungen, Klima/Wetter und Luftverkehr. 

Mit der Mobilithek kommt die Bundesregierung ihrer Verpflichtung nach, gemäß IVS-Richtlinie der EU einen nationalen Zugangspunkt für intelligente Verkehrssysteme zu schaffen. Ziel ist es, langfristig eine unternehmensübergreifende Datenökonomie zu ermöglichen, mit der sich umwelt- und nutzerfreundliche Mobilitätskonzepte realisieren und weiterentwickeln lassen. 

Die Mobilithek bringe Datenbereitstellende und Datennehmende zusammen, erklärt Dr. Goetzke. So fördert sie den Austausch von Ideen und Technologien und schafft die Grundlage für neue Geschäftsmöglichkeiten, innovative Produkte und Dienstleistungen. Datenbereitstellende sind zum Beispiel die im Rahmen der mFUND-Initiative des BMDV geförderten Projekte. Zur Bereitstellung von Daten verpflichtet sind zudem die dem BMDV nachgeordneten Behörden, aber beispielsweise auch die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe (MTS-K), über die Tankstellenbetriebe ihre Preisdaten teilen müssen. Im Jahr 2025 sollten darüber hinaus die Daten der MiD-Studie „Mobilität in Deutschland“ in die Mobilithek einfließen. 

Die in der Mobilithek auffindbaren Daten ließen sich Dr. Goetzke zufolge in statische und dynamische Daten aufteilen. Die dynamischen Daten veränderten sich in Echtzeit und sind über einen sogenannten Datenbroker abonnierbar. Zudem verfügt die Plattform über ein Metadatenportal, auf das Menschen, aber auch Maschinen zugreifen könnten. Es ist geplant, die Mobilithek mit dem deutschen Mobility Data Space zu verknüpfen. Der Mobility Data Space ist ein offener Datenraum für Mobilitätsdaten, der Nutzenden Zugriff auf öffentliche und private Daten bietet, bei dem die Datengebenden jedoch ihre Rechte über die Daten behalten.

Was hindert die Wirtschaft daran, Daten zu teilen? 

In der anschließenden Fragerunde griffen die Teilnehmenden die Problematik auf, dass zu wenige Mobilitätsdaten geteilt werden würden. Als Hauptgrund wurde die Sorge vor Reverse Engineering, also der Nachkonstruktion von Produkten und digitalen Dienstleistungen, genannt. Es geht also in erster Linie um den Wettbewerb. Dr. Goetzke erläuterte, dass die Bereitsteller der Mobilithek-Daten steuern könnten, wer ihre Daten abruft. Um die freie Verfügbarkeit von Verkehrsdaten zu fördern und so innovative, nachhaltige Mobilitätslösungen zu ermöglichen, arbeite das BMDV zudem zurzeit am Mobilitätsdatengesetz, so Dr. Goetzke.

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