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Mobility-as-a-Service

Flexibel von A nach B mit multimodalen Mobilitätsdiensten

Flexibilität und Unabhängigkeit ist den Menschen bei der Wahl ihrer Verkehrsmittel am wichtigsten. Multimodale Mobilitätsdienste können darauf eine mögliche Antwort sein. Denn: Sie vernetzen verschiedene Mobilitätsangebote miteinander und vereinfachen so die Kombination unterschiedlicher Verkehrsmittel auf einer Strecke. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) fördert im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND die Entwicklung multimodaler Mobilitätsdienste.

Genau wie sich Lebensumstände mit der Zeit wandeln, so verändern sich auch die Mobilitätsbedürfnisse. Besonders wichtig sind den Menschen derzeit Flexibilität und Unabhängigkeit: So geben 58 Prozent der Befragten in einer Studie des TÜV-Verbands e.V. an, dass ihnen Flexibilität und Unabhängigkeit am wichtigsten sind – gefolgt von Schnelligkeit, Verlässlichkeit und Planbarkeit. Sie nutzen verschiedene Verkehrsmittel wie den ÖPNV, Fahrräder, Scooter, Taxen und Fahrdienste eher spontan. Und dabei kombinieren sie diese Verkehrsmittel miteinander – oder teilen sich die Nutzung mit anderen, wie zum Beispiel beim Carsharing. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sind individuelle und vor allem bedarfsgerechte Lösungen erforderlich.

E-Scooter stehen vor dem Brandenburger Tor

Quelle: Adobe Stock / hanohiki

Mobility-as-a-Service

Multimodale Mobilitätsdienste sind eine mögliche Antwort auf diesen veränderten Bedarf: Die auch als Mobility-as-a-Service (MaaS) bezeichneten Angebote sind verkehrsträgerübergreifende Leit- und Navigationssysteme. Sie vernetzen unterschiedliche Mobilitätsangebote miteinander und vereinfachen so die Kombination verschiedener Verkehrsmittel auf einer Strecke. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) fördert im Rahmen seiner Innovationsinitiative mFUND verschiedene Projekte, die MaaS-Angebote entwickeln.

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Quelle: TÜV-Verband e.V. (2024): TÜV Mobility Studie 2024

Wettbewerbliche Interessen und fehlende Datenharmonisierung

Leider verzögern fehlende Datenharmonisierung und wettbewerbliche Interessen der Beteiligten die Entwicklung multimodaler Dienste. Denn Mobilitätsdienstleister, die sich beteiligen möchten, müssen der MaaS-Plattform automatisiert und in Echtzeit Auskunft über eine Reihe von Daten geben: Wo stehen welche Fahrzeuge? Welche sind verfügbar? Wie voll sind Tank oder Akku? Was kostet die Fahrt? Damit Nutzende ihre Tickets direkt über die MaaS-App kaufen und bezahlen können, müssen sie zudem ihre Buchungsschnittstellen freigeben. 

Die vielen verschiedenen Formate für Mobilitätsdaten erschweren diesen Informationsaustausch erheblich. Neben Formaten wie GTFS, GBFS, NeTEx, SIRI und Datex II existieren zahlreiche Insellösungen, die nicht kompatibel sind und jeweils eine zusätzlich „Übersetzung“ zwischen den Systemen erforderlich machen. 

Dieser Datenharmonisierung widmet sich das Team des mFUND-Projekts Mitanand. Es entwickelt eine standardisierte Schnittstelle für die Tiefenintegration von Mitfahrangeboten in den ÖPNV. Denn Mitfahrportale konzentrieren sich zumeist auf Langstrecken. Für lokale oder regionale Mitfahrangebote gibt es bislang keine in den ÖPNV integrierte Lösung.

 

"Im Projekt Mitanand wollen wir die technischen Voraussetzungen dafür schaffen, dass lokale und regionale Mitfahrangebote in das ÖPNV-Angebot integriert werden. Dazu entwickeln wir ein gemeinsames Datenformat auf Basis der GTFS-Schnittstelle, die im ÖPNV gebräuchlich ist."

Jona Lehr

Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH

Um die Mitfahrangebote mit dem ÖPNV und weiteren Mobilitätsangeboten vernetzen zu können, müssen sie über die im ÖPNV gebräuchliche GTFS-Schnittstelle übertragbar sein. Daher hat das Mitanand-Forschungsteam zunächst den technischen und prozessualen Ist-Stand der Mitfahr- und ÖPNV-Angebote erhoben, um dann die zu teilenden Daten zu definieren und auf Basis der GTFS-Schnittstelle ein gemeinsames Datenformat zu entwickeln. Die standardisierten Daten können in der Folge in eine Modell-App integriert und dort angezeigt werden.

Integrierte Mobilitätsplanung ermöglichen

Auch die Verkehrsbetriebe der Landkreise und Kommunen vernetzen sich selten. Zumeist planen sie ausschließlich den Verkehr ihres jeweiligen räumlichen Zuständigkeitsbereichs. Das ist weder bedarfsgerecht noch effizient. Sehr viel nachhaltiger wäre es, beim Verkehrsmanagement zusammenzuarbeiten.

Daher entwickeln die Forschenden des mFUND-Projekts Multimodaler Mobilitäts-Index – Moby Dex eine übergreifende Daten-, Verarbeitungs- und Kollaborationsplattform, die ÖPNV-Planung und betriebliches Mobilitätsmanagement kombiniert. Um den ÖPNV besser und bedarfsgerechter über kommunale Grenzen hinweg planbar zu machen, analysiert die Plattform systematisch – und in Echtzeit – das Angebot und schätzt den entsprechenden Bedarf ab. Die Ergebnisse ermöglichen es Mobilitätsverantwortlichen, integriert zu planen und bedarfsgerechte Lösungen zu realisieren. Das MobyDex-System kann eigenständig genutzt oder in Drittsysteme integriert werden. Es wird zurzeit in zwei Pilotarealen getestet.

Beispiel für ein bereits existierendes MaaS-Angebot ist die Plattform „Jelbi“, ein Tochterunternehmen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Jelbi verbindet verschiedene Mobilitätsdienste und zeigt diverse, auch multimodale Routen und Reiseoptionen an. Die Jelbi-App ermöglicht es Nutzenden, auf einen Blick alle Angebote der individuellen Route zu sehen, zu vergleichen und zu buchen. So können sie Verkehrsmittel präferieren, ein einziges Ticket für die gesamte Route kaufen und direkt bezahlen.

Genau das macht eine MaaS-Plattform erfolgreich: Nutzende wollen einen zuverlässigen und umfassenden Überblick über sämtliche Verkehrsmittel für ihre Wege, um ihre Auswahl dann direkt buchen und bezahlen zu können. Nicht zuletzt deswegen wurde die Jelbi-App im Jahr 2023 als beste MaaS-App ausgezeichnet.

Neben Berlin und München tüfteln weitere Städte an intermodalen Verkehrslösungen, zum Beispiel Hamburg. Noch ähnelt das Angebot einem Flickenteppich – eine deutschlandweite Lösung ist nicht in Sicht. Verschiedene mFUND-Projekte schaffen jedoch dafür die technischen Voraussetzungen.

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