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Dateninnovationen für Rettungsdienste

Wenn’s schnell gehen muss

Bei Unfällen und medizinischen Notfällen zählt jede Sekunde. Rettungsfahrzeuge sollten daher nicht nur schnell am Ort des Geschehens eintreffen, sondern auch nach ihrem Einsatz wieder schnell betriebsbereit sein. Im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) erforschen Teams, wie Rettungsfahrzeuge künftig noch schneller, zuverlässiger und sicherer ans Ziel kommen.

Bei Unfällen und medizinischen Notfällen zählt jede Sekunde. Daher sollten Rettungsfahrzeuge möglichst schnell bei Hilfesuchenden eintreffen. In Deutschland erreichen Rettungswagen und Notarztfahrzeuge im Schnitt bereits 8,7 Minuten nach Eingang eines Notrufs den Ort des Geschehens.  Das ist zwar 0,3 Minuten schneller als noch fünf Jahre zuvor, aber immerhin 1,4 Minuten langsamer als in den 1990er Jahren. Wie kann es gelingen, dass Rettungsfahrzeuge – trotz dichter werdendem Verkehr – wieder schneller ans Ziel kommen? Wie gewährleisten wir, dass Fahrzeuge mit alternativen Antrieben künftig genauso verlässlich und sicher sind? Mit diesen Fragen beschäftigen sich verschiedene Forscher-Teams im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV).

Verbrenner-Aus betrifft auch Rettungsfahrzeuge

Ab dem Jahr 2035 werden EU-weit nur noch emissionsfreie Fahrzeuge neu zugelassen. Zudem planen manche Stadtverwaltungen, den Verkehr von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren ab 2030 in Innenstädten und Ballungszentren zu verbieten. Das betrifft auch die Einsatzfahrzeuge von Rettungsdiensten, Feuerwehr und Katastrophenschutz. Daher beschäftigen sich Kommunen und Landkreise bereits jetzt schon mit dem Umstieg ihrer Rettungsfahrzeuge auf alternative Antriebe. Um Sicherheit und Verlässlichkeit zu gewährleisten, setzen sie beispielsweise auf Elektromotoren, die mit einem zusätzlichen Energiesystem (Energy Backup System) ausgestattet sind, das bei leerer Batterie einspringen kann.

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Quelle: Analyse des Leistungsniveaus im Rettungsdienst, Bundesanstalt für Straßenwesen 2024

Angesichts der Mobilitätswende benötigen Kommunen und Landkreise Entscheidungshilfen, um frühzeitig und zielgerichtet in den Rettungsdienst der Zukunft investieren zu können. Daher stellt sich das Team des mFUND-Projekts Power2Rescue umfassend und technologieoffen die Frage, wie Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) ihren Aufgaben in Zukunft genauso zuverlässig nachkommen können wie bisher. Dazu analysiert das Team die Potenziale verschiedener Antriebstechnologien der Fahrzeugflotten von Rettungsdienst, Feuerwehr und Katastrophenschutz. Das umfasst alternative Antriebe unterschiedlicher Energieträger wie Strom, Wasserstoff oder synthetischer Kraftstoff inklusive der entsprechenden Betankungs- und Ladeinfrastrukturen.

Umfassende und technologieoffene Machbarkeitsstudie

Die Forschenden nutzen dafür nicht nur Daten aus der Mobilithek, sondern beziehen auch Expertinnen und Experten aus der Praxis ein. So führen sie Workshops mit Endanwendenden durch, um Bedarfe zu identifizieren und innovative praxisnahe Lösungen zu erarbeiten. Auch diskutieren und evaluieren sie die Ergebnisse mit Herstellenden und Ausrüstenden. Die dabei entstehende Machbarkeitsstudie dient nicht nur Kommunen und Landkreisen als Entscheidungshilfe, sondern liefert Zuliefernden frühzeitige Informationen über die zu erwartende Nachfrage.

„Unsere Machbarkeitsstudie klärt, wie Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben angesichts der Mobilitätswende weiterhin zuverlässig arbeiten können. Sie dient als Entscheidungshilfe und informiert Zuliefernde über die zu erwartende Nachfrage. Bis zu den Entscheidungen der EU im Jahr 2034 bleiben maximal drei Anschaffungszyklen für Rettungsfahrzeuge. Daher müssen wir jetzt aktiv werden.“

Joachim von Beesten

Björn Steiger Stiftung, mFUND-Projekt „Power2Rescue“

Demgegenüber arbeitet das mFUND-Projekt MINOS an einer Technologie, mit der Rettungsfahrzeuge ihre Zielorte künftig noch schneller erreichen können. Denn derzeit meiden Rettungs- und Einsatzfahrzeuge die Querung von Bahnübergängen, weil dies mit nicht kalkulierbaren Wartezeiten verbunden ist. Das bedeutet, dass sie einen längeren Anfahrtsweg in Kauf nehmen. Die Forschenden entwickeln daher einen Datendienst, der mit ausreichend zeitlichem Vorlauf prognostiziert, ob Einsatzfahrzeuge bei ihrer Ankunft einen offenen oder geschlossenen Bahnübergang vorfinden werden. Mithilfe dieser Prognose könnten Rettungsdienste ihre Routenplanung künftig optimieren.

Datenschnittstelle zur Mobilithek

Das MINOS-Team identifiziert dazu geeignete Datenquellen und entwickelt einen Datenserver, der die Daten empfangen und mit bahnübergangspezifischen Parametern versehen kann. Der Dienst erstellt die Echtzeitprognose und verteilt die Ergebnisse über die Mobilithek . Dafür ist die Vorbereitung und Erprobung entsprechender Datenschnittstellen erforderlich.

MINOS

Echtzeit-Datendienst für Rettungsfahrzeuge für schnelleres Erreichen von Brand- und Unfallorten

Das Team des mFUND-Projekts MINOS entwickelt einen Datendienst, der mit ausreichend zeitlichem Vorlauf prognostiziert, ob Einsatzfahrzeuge bei ihrer Ankunft einen offenen oder geschlossenen Bahnübergang vorfinden werden. Mithilfe dieser Prognose könnten Rettungsdienste ihre Routenplanung optimieren.

Ähnlich wie Bahnübergänge können auch Lichtsignalanlagen an Kreuzungen dazu beitragen, dass sich die Anfahrtszeiten der Rettungsdienste verzögern. Rote Ampel stellen insbesondere in urbanen Gebieten mit dichtem Verkehr ein Sicherheitsrisiko für alle Verkehrsteilnehmenden dar. Daher hat das mFUND-Projekt SIRENE im Jahr 2021 ein System entwickelt, mit dem Rettungsdienste ihre Blaulichtfahrten an Ampeln anmelden können, um rechtzeitig grünes Licht zu erhalten – und Ampelkreuzungen so schnell und sicher überqueren zu können. Dazu werden die Einfahrfahrzeuge über Funk mit der Infrastruktur vernetzt. Eine Fahrzeugnavigation, die Sonderrechte berücksichtigt, ermöglicht darüber hinaus das Fahren auf einer optimalen Route. Zurzeit erprobt das Forschungsteam das Konzept im Rahmen des Projekts „5G-Reallabor“ unter Nutzung der 5G-Technologie in der Stadt Wolfsburg. Es zeigt sich, dass sich die Anfahrtszeiten durch die Technologie tatsächlich verkürzen.

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